Rezension: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt, Jaroslav Kalfar

Titel: "Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt"
Autor: Jaroslav Kalfar
Originaltitel: "Spaceman of Bohemia"
Übersetzerin: Barbara Heller
Genre: Roman
Verlag: Klett-Cotta
Erscheinungsdatum: 2017
Seitenanzahl: 368
ISBN: 978-3608503777
Preis: 22,00€ (Gebunden) 15,99€ (E-Book)




"Sonneneruptionen ereignen sich, wenn magnetische in kinetische Energie umgewandelt wird; die Anziehungskraft zweier Elemente wird also in eine Bewegung verwandelt. Was genau diesen Prozess verursacht, wissen wir nicht. Sei es der Ausstoß von Elektronen, Ionen und Atomen ins Universum, sei es ein Pheromon-Cocktail, der in die olfaktorischen Rezeptoren eines zukünftigen Liebenden eindringt-einige der wesentlichsten Funktionen unserer Realität bleiben ein Geheimnis."
("Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt", Jaroslav Kalfar, Seite 201f) 

Beschreibung:


April 2018: Die JanHus 1, das erste Raumschiff in der tschechischen Geschichte, erhebt sich in den Himmel. Eine ganze Nation ist auf den Beinen, um den Start vom staatseigenen Kartoffelacker aus mitzuverfolgen. Die Besatzung besteht aus einem einzigen Raumfahrer: Jakub Procházka, Spross einer Kollaborateursfamilie und Professor für Astrophysik mit einschlägiger Erfahrung in der Erforschung interstellaren Staubs. Nach dreizehn eintönigen Wochen im All ist der Forscherdrang Jakubs jedoch beinahe erloschen. Einziger Lichtblick sind die wöchentlichen Video-Chats mit seiner Frau Lenka. Doch als die ihn verlässt, gerät Jakubs Leben im Orbit in Schieflage. Und als wäre das nicht genug, schleicht sich auch noch ein haariger, achtbeiniger Mitbewohner in Jakubs Raumschiff ein. Jaroslav Kalfařs Debüt ist verrückt und voll überbordender Phantasie, dabei romantisch und ein klein wenig philosophisch.
Quelle: Klett-Cotta


Inhalt:


Jakub Procházka soll, als erster tschechischer Astronaut, monatelang durch den Weltraum reisen um Chopra zu erforschen. Chopra ist eine riesige Staubwolke, die sich zwischen Erde und Venus geschoben hat. Die ganze Welt blickt besorgt zu Chopra hinauf, weiß doch niemand ob sie gefährlich sein könnte. Daher soll eine Rakete ins All geschossen werden um Proben zu entnehmen, die auf der Erde untersucht werden können. Tschechien sieht nun darin seinen Weg zum langersehnten Ruhm. Und so erklären sie sich bereit einen Mann ins Ungewisse zu schicken und genau dieser Mann soll Jakub Procházka sein, der schon weitreichende Erfahrungen mit der Untersuchung intergalaktischen Staubs hat.
Kurzerhand wird Jakub mit einer Second-Hand-Rakete aus der Schweiz ins All geschossen. Sofort ist er umgeben von Stille und Einsamkeit. Das einzige was ihn am Leben hält sind die Video-Chats mit seiner Frau Lenka. Als diese jedoch die Trennung von Jakub nicht mehr aushält und einfach verschwindet, stürzt Jakubs Welt zusammen. Kilometerweit von der Erde entfernt und unfähig zu handeln, bleibt ihm nicht anderes übrig, als auf die Ankunft bei Chopra zu warten.
Doch er scheint nicht so allein zu sein wie er anfangs dachte, denn ein offensichtlich außerirdischer Arachnoid hat sich in sein Raumschiff geschlichen. Zunächst hält Jakub ihn für eine Wahnvorstellung, doch nach und nach beginnt er an dessen Existenz zu glauben und freundet sich sogar mit ihm an. Der Arachnoid, den Jakub Hanus tauft, erklärt er würde schon seit geraumer Zeit um die Erde kreisen, um die Menschen zu erforschen.
Gemeinsam begeben sich Hanus und Jakub so auf eine Reise zu Chopra und damit auch zum Ursprung des Universums.

Meine Meinung:


Ich muss zugeben, dass mich "Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt" überrascht hat. Ich hatte einen sehr wissenschaftlichen Sci-Fi Roman erwartet. Stattdessen bekam ich ein außerordentlich packendes und philosophisches Werk. Natürlich sind ein paar trockene und wissenschaftliche Abschnitte dabei. Doch dieses Buch konnte mich wirklich fesseln. Denn ein wichtiger Punkt ist, dass es auch viele Kapitel über Jakubs Kindheit gibt. Denn auch diese war nicht gerade ein Zuckerschlecken. Die vielen Unruhen in Tschechien zu dieser Zeit, haben Jakubs Leben gezeichnet. Daher konnte ich es kaum erwarten mehr über Jakub selbst und sein Schicksal zu erfahren. Durch die Rückblicke hat das Buch auch einen leicht politsichen Touch und ich habe viel über die tschechische Geschichte erfahren. 
Vor allem aber wird in dem Buch viel philosphiert-über Menschlichkeit, die Liebe, das Leben, das Schicksal...
So konnte ich viele schöne Zitate entdecken, die ich mir natürlich auch gleich markiert habe.
Selbstverständlich ist dieser Roman nicht besonders ereignisreich, da Jakub ja die meiste Zeit allein (bzw. mit Hanus) im Weltall schwebt. Aber vor allem die Rückblicke konnten eine gewisse Spannung entwickeln.
Trotzdem fällt es mir schwer das Buch wirklich als perfekte Lektüre zu bezeichnen, weil mir irgendwie noch das Tüpfelchen auf dem i fehlt. Besonders der Moment, als Jakub dabei ist Chopra zu erreichen, ist etwas verworren, das hätte man vielleicht noch besser lösen können.
Die Charaktere waren unterschiedlich gut dargestellt, man erfährt viel über Jakub und seine Großeltern, aber zu manchen Personen erhält man nur sehr spärliche Informationen, vor allem zu Lenka und Jakubs Mutter. Zu diesen Personen kann man so leider keine richtige Verbindung herstellen und sie bleiben unbekannte Schatten.


Fazit:

Pro:
Philosophisch
Packend
Politisch
Spannende Rückblicke

Contra:
Teilweise spärlich beschrieben Charaktere
Etwas ereignislos
Manchmal verworren

Insgesamt würde ich sagen, dass "Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt" mir viel Lesefreude bereitet hat. Wegen kleinen Mängeln vergebe ich aber nur vier Bücher:




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