Rezension: Manchmal musst du einfach leben, Gayle Forman

Titel: "Manchmal musst du einfach leben"
Autorin: Gayle Forman
Originaltitel: "Leave Me"
Übersetzerin: Stefanie Schäfer
Genre: Roman
Verlag: Fischer Krüger
Erscheinungsdatum: 2017
Seitenanzahl: 368
ISBN: 978-3810525291
Preis: 16,99€ (Paperback) 14,99€ (E-Book)






"Es war erstaunlich einfach gewesen.
Maribeth war die Treppe hinuntergegangen und hatte ein Taxi angehalten. Sie trug eine hastig gepackte Reisetasche mit etwas Wechselwäsche und ihren Medikamenten bei sich. Ihr Handy, ihren Computer, eigentlich so gut wie alles hatte sie zu Hause zurückgelassen. Nichts davon schien sie noch zu brauchen. Sie hatte Jason eine E-Mail geschickt. Eine Entschuldigung? Eine Erklärung? Sie war sich nicht sicher. Als sie im Taxi saß, waren die Einzelheiten ihrer Nachricht bereits verblasst."
("Manchmal musst du einfach leben", Gayle Forman, Seite 85)


Beschreibung:


Wir wissen alle, wie es sich anfühlt, überfordert zu sein, keine Kraft mehr zu haben – aber immer weiter machen zu müssen.

Maribeth Klein, Anfang 40, in New York, ist so damit beschäftigt, die perfekte Mutter von kleinen Zwillingen, Ehefrau und Mitarbeiterin zu sein, dass sie vor lauter Stress gar nicht merkt, dass sie einen Herzinfarkt hatte. Erst als sie nach einer Notoperation völlig geschwächt wieder zu Hause ist und begreift, dass Familie und Job ihr keine Möglichkeit lassen, zu Kräften zu kommen, trifft sie eine unglaubliche Entscheidung: Sie packt eine kleine Tasche und geht. 

Gayle Forman erzählt auf ergreifende Weise davon, wie viel Mut es braucht, sich für das Leben zu entscheiden, und davon, dass man manchmal von zu Hause fortgehen muss, um wieder dorthin zurückfinden zu können.

Ein Roman, der große Fragen stellt und uns mitnimmt bis dorthin, wo sich Liebe und Leben treffen. 
Ein Buch, das ehrlicher, aufwühlender und lebensbejahender nicht sein könnte.

Inhalt:


Als Maribeth die ersten Anzeichen des Herzinfarkts spürt, der sie ereilen soll, glaubt sie zunächst es liege am Stress. Denn ihre Familie und ihr Job lassen ihr keine Ruhe. Die Zwillinge Liv und Oscar müssen zum Kindergarten, zu Freunden und zum Orthopäden gefahren werden, für ihren Job als Redakteurin muss sie Texte kontrollieren und haufenweise E-Mails beantworten, das Treffen mit den Zwillingsmüttern muss organisiert werden, und, und, und...
Da ist es kein Wunder, dass Maribeth in ihrer Hetze nicht daran denkt den Arzt aufzusuchen, um die Schmerzen in ihrer Brust abchecken zu lassen. Erst als ihre Frauenärztin ihr befiehlt sofort das Krankenhaus aufzusuchen, wird Maribeth langsam wachgerüttelt. Doch dadurch kommt nur noch mehr Arbeit auf sie zu, denn wer soll sich während sie im Krankenhaus liegt um die Zwillinge kümmern. Maribeths Mann Jason ist dabei auch keine große Hilfe.
Nicht mal die Operation läuft wie geplant, sondern es muss stattdessen eine Bypass-Operation durchgeführt werden.
Als Maribeth endlich nach Hause kommt und auf ein paar erholsame Tage hofft, muss sie feststellen, dass ihr stressiger Alltag einfach weitergeht. Die Zwillinge nehmen wenig Rücksicht auf ihre kranke Mutter und verlangen trotzig Gutenachtgeschichten und Kostüme für die Feier im Kindergarten. Jason ist währenddessen die meiste Zeit arbeiten und so bleibt Maribeth nichts anderes übrig als sich statt sich zu erholen um den Alltag zu kümmern.
Irgendwann jedoch hält sie es nicht mehr aus, denn sie braucht dringend etwas Ruhe. Daher packt sie ihre Reisetasche und fährt nach Pittsburgh um dort hoffentlich endlich Ruhe zu finden und Abstand zu nehmen von ihrem stressigen Alltag.

Meine Meinung:


Gleich zu Anfang dieses Buchs ist mir aufgefallen, dass die Emotionen erstaunlich gut rüberkommen. Man kann als Leser selbst Maribeths Stress spüren. Um ehrlich zu sein hatte ich auf den ersten Seiten unweigerlich das Gefühl von Stress, obwohl ich eigentlich gemütlich in meinem Lesesessel saß.
Dadurch konnte ich mich sehr gut in Maribeth hineinversetzen und auch ihre Entscheidung, trotz Kindern, einfach abzuhauen verstehen.

Schön war vor allem, dass man durch ein paar von Maribeths Rückblicken, ein bisschen mehr in ihren Familienalltag hineinschauen konnte und die Familienmitglieder etwas besser kennenlernen konnte.

Ansonsten ist die Geschichte etwas berechenbar. Dazu möchte ich eigentlich nicht so viel verraten, weil ich euch nicht spoilern möchte. Doch gerade die Handlung in Pittsburgh ist doch sehr vorhersehbar.

Die Personen sind Anfangs etwas nichtssagend. Besonders Maribeths Mutter und ihre beste Freundin bleiben etwas distanziert für den Leser. Dass ändert sich ab dem Teil in dem Maribeth abhaut. Die Personen, die sie in Pittsburgh trifft sind deutlich sympathischer und man fühlt sich ihnen verbundener.
Im ersten Teil geht es wohl vor allem darum Maribeths Stress darzustellen und weniger eine schöne Atmosphäre zu erzeugen, in die der Leser abtauchen kann. Im zweiten Teil spürt man dann sehr gut Maribeths Entwicklung und wie sie sich langsam erholt. Dabei helfen ihr viele tolle neue Personen, die auch dem Leser sofort sympathisch sind.

Leider war mir aber gerade das Ende dieses Buches etwas zu abrupt. Ich hätte gerne mehr erfahren und vor allem, wie es danach weitergeht. Diesbezüglich war ich wirklich etwas enttäuscht.

Fazit:


Pro:
Emotionen sind nachempfindbar
Schöne Rückblicke
Teilweise sympathische Personen

Contra:
Berechenbare Handlung
Teilweise nichtssagende Personen
Ende zu abrupt

Schlussendlich muss ich sagen, dass dieses Buch ganz nett war. Wahrscheinlich stelle ich aber auch einfach nicht die richtige Altersgruppe dafür dar. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass gerade Müttern, die vielleicht selbst Erfahrungen mit solchen Situationen gemacht haben, dieses Buch sehr gut gefallen könnte. Weil sich für mich aber die Pro- und Kontrapunkte die Waage halten vergebe ich 2,5 Bücher:


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