Rezension: Die Lieferantin, Zoe Beck

Titel: "Die Lieferantin"
Autorin: Zoe Beck
Genre: Thriller
Verlag: Suhrkamp Verlag
Erscheinungsdatum: 2017
Seitenanzahl: 324
ISBN: 978-3518467756
Preis: 14,95€ (Broschur) 12,99€ (E-Book)







"Leigh hatte schon fünf Tage lang nichts mehr von dem Mann unter seinem Fußboden gehört. Langsam glaubte er, sich entspannen zu können. Er hatte sich schon sehr lange nicht mehr entspannen können, was an diesem Mann lag. Besonders in den letzten Monaten war sein Leben durch ihn höchst unangenehm gewesen, und nun war Leigh ehrlich gesagt froh, dass sich dieser Zustand offenbar zum Besseren verändern würde. Auch wenn es die erste Zeit, nachdem der Mann unter seinen Fußboden geraten war, nicht danach ausgesehen hatte Aber seit fünf Tagen war Ruhe. Endlich"
("Die Lieferantin", Zoe Beck, Seite 10)


Beschreibung:


London, in einer nicht wirklich fernen Zukunft: Ein Drogenhändler treibt tot in der Themse, ein Schutzgelderpresser verschwindet spurlos. Ellie Johnson weiß, dass auch sie in Gefahr ist – sie leitet das heißeste Start-up Londons und zugleich das illegalste: Über ihre App bestellt man Drogen in höchster Qualität, und sie werden von Drohnen geliefert. Anonym, sicher, perfekt organisiert.
Die Sache hat nur einen Haken – die gesamte Londoner Unterwelt fühlt sich von ihrem Geschäftsmodell bedroht und will ›Die Lieferantin‹ tot sehen. Ein Kopfgeld wird auf sie ausgesetzt. Ellie beschließt zu kämpfen – ihre Gegner sind mächtig, und sie lauern an jeder Straßenecke.


Inhalt:


Leigh führt seit einiger Zeit das Restaurant seiner Eltern weiter. Weil es gerade sehr gut läuft, denkt er bereits darüber nach zu expandieren. Doch natürlich kommt plötzlich alles anders. Denn eines Abends kommt kurz vor Ladenschluss ein Kunde in sein Restaurant spaziert und wartet ab bis jeder außer Leigh den Laden verlassen hat. Als Leigh ihn freundlich auffordert zu gehen, bewegt sich der Mann keinen Zentimeter. Stattdessen stellt er sich als Gonzo vor und verlangt nach Leighs Büchern. Leigh versteht sofort, dass er um Schutzgeld erpresst werden soll und dass ihm nichts anderes übrig bleiben wird als mitzuspielen. Und so zahlt er brav Monat für Monat. Bis Gonzo beginnt immer mehr zu verlangen und Leigh langsam aber sicher in den Bankrott treibt. Also beschließt Leigh bei Gonzos nächstem Besuch mit ihm zu reden und um eine Senkung des Schutzgeldes zu bitten. Doch am Ende des Abends ist Gonzo tot und im Küchenboden einbetoniert.
Leigh lebt trotzdem weiter in Angst, dass jemand kommen könnte und nach Gonzo fragt und ahnt dabei gar nicht was für einen Stein er da ins Rollen gebracht hat.
Denn die Londoner Drogenmafia beginnt bald nach Gonzo, einem ihrer Männer, zu suchen. Darunter vor allem die bekannte Boyce Famile. Denen macht gerade nicht nur Gonzos Tod zu schaffen. Denn auf dem Londoner Drogenmarkt ist jemand neues aufgetaucht, der scheinbar deutlich effizienter Drogen verkauft. Im Darknet ist sie nur als "Die Lieferantin" bekannt. Und so machen sich bald die Größten der Londoner Drogenmafia auf die Suche nach der Lieferantin.

Meine Meinung:


Mir hat auf jeden Fall das interessante Gedankenspiel, Drohnen zur Drogenlieferung zu nutzen, gefallen. Denn schließlich wird das Thema Drohnen in Zukunft immer mehr in unseren Alltag einziehen und vielleicht werden unsere Päckchen bald von solchen geliefert.
Außerdem konnte ich mich bei diesem Buch nie ganz entscheiden bei welcher Seite ich mitfiebern soll-bei der Lieferantin oder bei der Boyce Familie. Irgendwie konnte man die Standpunkte von beiden verstehen, obwohl es der Boyce Familie im wesentlichen ums Geld ging.
Die Charaktere sind außergewöhnlich willensstark, das habe ich bei fast jedem Charakter in diesem Buch feststellen können. Mir ist das besonders positiv aufgefallen, weil so nochmal zusätzlich Spannung entsteht. Man kann nie einschätzen was eine Person als nächstes tut, weil man weiß, dass sie nicht so einfach nachgeben wird.
Und spannend ist "Die Lieferantin" wirklich bis zum Schluss. Ich muss zugeben, dass ich dieses Buch fast in einem Zug durchgelesen habe. Dazu hat auch der leicht zu lesende und trotzdem packende Schreibstil beigetragen. Ein guter Lesefluss ist also garantiert.
Was ich in der Inhaltsangabe nicht erwähnt habe ist, dass sich "Die Lieferantin" nicht nur mit Drogenhandel beschäftigt. Es werden auch politische Extreme, insbesondere Rassismus, dargestellt. Diese Diskriminierung wurde meiner Meinung nach sehr realistisch dargestellt, wodurch man auch zum Nachdenken angeregt wird.

Negativ aufgefallen sind mir an diesem Buch nur zwei Punkte.
1. Die Personen sind alle scheinbar zufällig miteinander vernetzt. Jeder kennt den anderen, teilweise ohne genau zu wissen was der andere eigentlich tut. Einerseits war das natürlich amüsant, aber irgendwie war mir der Zufall dann doch zu groß.
2. Meiner Meinung nach kann man die Lieferantin nicht wirklich als Thriller bezeichenen, weil zwar Spannung aufkommt, aber dennoch nicht in dem Maße, das man von Thrillern gewohnt ist. Besonders wer gerne gruselige, blutige oder beängstigende Thriller liest, wird dieses Buch wahrscheinlich für zu langweilig befinden.
Außerdem bin ich mir nicht ganz sicher wie gut im Buch Drohnentechnik und Drogenmilieu dargestellt werden. Mit Drohnen kenne ich mich nur bedingt aus und mit Drogen überhaupt nicht. Ich muss aber sagen, dass nicht deutlich wird, dass Zoe Beck sich außerordentlich lange mit dem Thema Drohnen auseinander gesetzt hat. Das habe ich bei anderen Autoren schon besser gesehen. Aber den meisten Leuten werden die Beschreibungen wohl vollkommen ausreichen, sofern man sich nicht gerade für Technik interessiert.

Fazit:

Pro:
Spannend
Leichter packender Schreibstil
Interessantes Gedankenspiel
Starke Charaktere
Realistische Darstellung von Diskriminierung

Contra:
Personen sind scheinbar zufällig vernetzt
Kein "richtiger" Thriller

Zusammenfassend muss ich sagen, dass dieses Buch mir ein paar schöne Lesestunden bereitet hat. Deshalb vergebe ich 3 Bücher



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